Der Tiger
Wo der Rousseausche Dschungel drohend
doch zugleich mild mein Antlitz betört,
wo Lianen wehn im Takt, wo die Couch steht.
Das Dickicht von Grün in seine Tiefen führt,
grün, und orange sind meine Schritte noch…
Ich bin ein Tiger auf der Flucht
Meine Pfoten streicheln den Boden, stapfen, schleichen
tigergleich, Streifen für Streifen,
Baum für Baum. Das bin ich, bin ich
zaghaft und scheu, nur meine Zähne,
die blitzen in weiß
erinnern die sanftmütigen Tiere daran,
wer ich bin. Ein Tiger.
Ich gehöre nicht dazu.
Mir weichen die Geschöpfe des Waldes,
als wären sie nicht da und schließt sich
hinter mir der Vorhang aus Palmenblättern,
kommen sie wieder hervor und spielen
miteinander, als gab es nie eine Gefahr.
Ich bin die Gefahr, denn ich bin als
Tiger geboren und nicht dafür da, Vertrauen
zu erwecken. Das wissen die Tiere des Paradieses.
Ich gab es auf, zu hoffen,
gemocht zu werden. FÜRCHTET MICH NICHT, ihr hört
mir gar nicht zu, wer könnt’s euch verübeln…
Nur diese Frau tut es nicht.
Ich schleiche schon seit Stunden um ihre
Couch, auf der sie erwachte,
aus einem tiefen Traum…