Ryszard Kapuscinski

Ryszard Kapuscinski; ein Zufallsfund, als ich für meine Reise nach Polen wahllos Bücher aus dem Bibliotheksregal LITERATUR POLEN zog. Plötzlich hielt ich seine „Notizen eines Weltbürgers“ in den Händen, eine Ansammlung von Reflexionen über seine Arbeit als Reporter, über Literatur, Zeitgeschehen und Zeitgeist. Seine Notizen verbinden sich in meiner Erinnerung mit den Stationen unserer Reise, und so wie man in einer Reisebeschreibung auch nur ausgewählte Orte benennt, picke ich mir einige seiner Reflexionen heraus, reflektiere sie meinerseits, deute sie innerhalb meines geistigen Kosmos neu. Sein Resümee über Goethes Italienische Reise fasst er in 10 Stichpunkten zusammen. Pick … Pick …
„Er (Goethe) erteilte den Rat, nur kleine Werke zu verfassen, aber täglich zu schreiben. Die ruhige, hartnäckige Ausdauer war für ihn von großer Bedeutung“.
Ein guter Rat. Der Morast der Trägheit, nicht selten gespeist aus den liegengelassenen Brocken, an denen ich mich verhoben habe. Ich schreibe mich täglich aus einem Morast heraus. Die Lebensblockade wird größer, wenn ich nicht schreibe, weil ich schöpferisch bin, wenn ich schreibe, und das mag ich. Ryszard sagt: „Am schwierigsten ist das Schaffen. Alles andere ist Flucht vor dem Schaffen.“
Passivität. Unentschlossenheit, Verklemmung, Lauheit. Ein verheddertes Knäul.
Überhöhte Erwartungen, ohne deine Zeit zu kennen. Bei einer Sache bleiben, widerstehe täglichem Konsumablenkungsdruck. Bei einer Sache bleiben und sich voller Hingabe dafür zu entscheiden, in jedem Moment neu. Kunst der Manifestation, Magie des Lebens, der Körper will sich bewegen. Etwas segnen bedeutet, etwas mit Nachdruck zu bestätigen, ein kosmischer Moment, ein Zittern durchs Universum, es hört zu.

Simone Weill zitiert er (S.147):

„Es braucht ein kollektives Leben, das jedes menschliche Individuum mit Wärme umgibt und doch um es herum genug Freiraum und Stille belässt. Das moderne Leben ist das Gegenteil dessen.“

Das kollektive Klima, das echte Wärme ist, um uns herum, uns nährend. Das ist der ewige Friede, den Kant erkannt, schon gekannt hat? Warum mangelt es uns daran, uns Konsummonaden? Das soziale Klima ist erkaltet. Die immaterielle Seite unserer Waren ist eingewebtes Leid. Tomaten aus Spanien für Billiglöhne, Kleider aus Bangladesh.

Hier liegt ein Grund für die Klimaerwärmung. Meine Botschaft an Greata (eben nicht: You make the planet great again…) Die Spaltung der Menschheit rückgängig machen. Wir sind Brüder und Schwestern. Dieses System muss aufhören. Jetzt! Wir alle sind die Zukunft! In der Gegenwart! Für ein kollektives Leben im Frieden, für das Recht jedes Einzelnen und jeder Einzelnen auf Stille und Freiraum, für ein menschenwürdiges Leben.

Humans for future!